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Ich hatte gerade in dem Semester angefangen zu studieren, als die Studentenstreiks 88/89 losgingen. Jetzt ist das neun Jahre her. Den Streik fand Ich zuerst spannend. Er äußerte eine diffuse, aber doch entschiedene Unzufriedenheit mit den Umständen. Jedenfalls war die Mehrheit dazu bereit die Institute zu besetzen und den Lehrbetrieb lahmzulegen. Und sie haben nicht nur mehr und bessere Studienplätze und Wohnungen gefordert. Ich fand das Klima geeignet, anarchistisches Gedankengut unter die Leute zu bringen. Es sollte kein Buch, sondern ein Artikel für die Streikzeitung werden. Ich wollte die Idee des Anarchismus klar und zündend vermitteln.
Anarchie - für Mich ist das eine natürliche Gesellschaft, deren Verhalten nicht durch künstlich geschaffene Normen, Gesetze, Regeln, Befehle, Geld, Zwang und Unterordnung gesteuert wird. Also im eigentlichen Sinne die "Gesetzlosigkeit", die auch der gemeine Spießer unter dem Begriff "Anarchie" versteht: Jeder tut das was er will - und läßt sich von niemandem daran hindern.
Ich fing an mit den Leuten über das was ich schrieb zu diskutieren. Natürlich nicht nur mit Studenten. Doch die Diskussionen waren fruchtlos. Mir erschien das was Ich sagte logisch. Meinen Mitmenschen nicht. So etwa hat sich das angehört:
"Aber wenn jeder einfach das macht was er will, dann werden doch sofort Chaos, Vergewaltigung, Diebstahl, Mord & Totschlag herrschen. Da würden sich doch alle gegenseitig den Schnuller wegnehmen, so daß keiner mehr Zeit hätte dran zu lutschen - und keiner geht mehr arbeiten!!! Wo kämen wir denn da hin???"
Und wo kommen wir hin, wenn jeder nur gehorcht, und nicht mehr selbständig denkt?!? Dahin wo der Wahnsinn regiert! Vom Gipfel des EG-Butterberges kann man die verhungernden Menschen in Äthiopien ohne Fernglas sehen!
Andere brachten ihren Standpunkt auf den Punkt:
"Ich will nicht tun, was Ich will."
Oder:
"Das wäre eine ideale Gesellschaft. Ebenso wie der Kommunismus. Aber die Menschen sind schlecht . Der Mensch, der sich für so eine Gesellschaft eignet, muß erst noch geboren werden."
Der Streik war vorbei bevor der Artikel fertig werden konnte. Je länger ich mich mit dem Problem beschäftigte, desto weniger wußte ich angesichts solcher Reaktionen, wie ich das anfangen sollte. Trotzdem hatte ich ein altes Interesse wieder entdeckt: Ich wollte schreiben. Schließlich habe Ich, inspiriert von einem Buch über DADAISMUS, angefangen mit der Sprache herumzuexperimentieren. [Dieser Satz ist überflüssig!] So entstand Flugblatt Nr.1. Ich verteilte es am Pädagogischen Institut:
Ich bin DA.
Also sind alle
Gedanken,
in denen ein "ICH" vorkommt
ein DADA -
sind nicht DA.
Ich ist nur ein Wort.
Ich bin nicht in Gedanken.
Ich bin nicht DADA-
sondern DA.
Das Uhrheberrecht ist DaDa.
Der Staat ist DaDa.
Ich bin DaDa.
Das hat sich ungefähr so abgespielt: Ich habe absichtlich sinnlose Sätze formuliert, die für sich alleine stehen, und an sich sinnlos sind, zum Nachdenken anregen, aber irgendwie tiefsinnig scheinen - ungefähr so: aM aNfAnG wAr daS wOrT aM. iCh biN daS zWeIte IcH. (mIt dRei bUchstaBen.) eS gInG MIr NiChT meHr darUM mIT DeR SprAche eTwas zU SAgen. iCh haBE miT IhR gEsPiElt. sO eNtsTAnD fOlgENdEr mOnOLOg iN mEiNEm kOpF )jEtZt koMmt eiN dopPeLpUnKt(:
"Ich bin tot.
Moment mal!
Warum kann Ich denken,
daß Ich tot bin,
wenn Ich gar nicht tot bin?
Warum kann Ich überhaupt denken, daß Ich tot bin?
Entweder bin Ich tot - dann kann Ich nicht mehr denken.
Oder Ich bin nicht tot
dann kann Ich doch nicht denken, daß ICH TOT BIN.
Wie kann Ich denn so einen Unsinn denken?
Moment mal, was mache Ich hier eigentlich?
Ich rede in meinem Kopf!
Ach Du lieber Gott -
hör Mir bloß nicht zu -
Ich erzähle bestimmt den ganzen Tag nur Scheiße!"
Zwei Tage danach fiel Mir das Wortspiel wieder ein. Da erwachte Ich, wie aus einer Trance. Mir war, als ging mein Kopf die ganze Zeit im Nebel spazieren. Und daß Ich in einer Wolke war, das merkte Ich erst, als die Wolke weg war. Und gleichzeitig fiel Mir der Satz ein:
"Wer Nachdenkt, redet mit sich selbst!
Das ist es!
Ich habe die ganze Zeit in meinem Kopf Selbstgespräche geführt!
Wenn Ich jemanden auf der Straße sehe, der mit sich selbst redet, denke ich, daß er spinnt. Dabei rede Ich selber mit mir selber. Ich merke es bloß nicht, weil ich in meinem Kopf rede, weil Ich glaube daß Ich am Nachdenken bin! Jetzt gehe ich hin zum Nächsten, und sage es Ihm! Das haut Ihn um, wenn er es begreift! Dann geht er hin und erzählt es dem Nächsten! Das gibt eine Kettenreaktion! Am Besten mache Ich wieder ein Flugblatt daraus!"
Auf diese Kettenreaktion warte Ich bis heute...
So entstand Flugblatt Nr.2
> 1. Wer nachdenkt redet mit sich selbst.
2. Wer mit sich selbst redet,
hat sich nichts zu sagen.
P.S.: Denken Sie nicht über dieses Flugblatt nach.
Reden Sie mit jemand anderem!
Von Flugblatt Nr.2 machte ich wieder ein paar Kopien und verteilte sie an der Tübinger Uni. Gerade war der Streik vorbei gegangen, und die meisten waren bemüht kurz vor Ende des Semesters doch noch einen Seminarschein zu bekommen. [Dieser Satz ist überflüssig.] Zu denen ging ich hin und fragte: "Brauchst Du einen Schein?" Dann drückte ich ihnen das Papier in die Hand. Einige lasen es kurz, begannen dann zu lachen und steckten es ein. Andere warfen es sofort wieder weg, so als hinge eine ansteckende Krankheit daran, die meisten jedoch starrten minutenlang auf das Papier und begannen heftigst nachzudenken...
So kam ich in der Unimensa an. Dort traf ich einen Bekannten. Ich gab ihm ein Flugblatt und ging hinauf in den ersten Stock, um etwas zu essen. Als ich wieder zu ihm kam, fragte ich ihn was er davon halten würde, doch er zuckte nur mit den Achseln. Mittlerweile hatte das Flugblatt auch eine Frau gelesen die neben ihm stand. Sie sah mich mit ernstem Blick an und fragte:
"Warum hast Du das geschrieben? Bist Du einsam? Möchtest Du, daß jemand mit Dir spricht?"
Ich meinte: "Nein, einsam bin ich gerade eigentlich nicht - aber ich finde es schon ganz nett, wenn Menschen sich unterhalten..."
"Aber warum hast Du das fotokopiert und verteilst es unter die Leute? Was willst Du denn dann damit sagen?!?"
"Ich will damit sagen, daß praktisch alle Leute in ihrem Kopf Selbstgespräche führen weil sie glauben, daß das "Denken" heißt, und daß sie damit aufhören sollten."
Zuerst war sie sehr ernst gewesen. Jetzt wurde sie sauer. Sie sagte, nun schon ziemlich laut:
"Natürlich reden alle Leute mit sich!!!
Das ist doch logisch..."
Ich sah ihr in die Augen. Sie war gerade dabei, so richtig in Fahrt zu kommen, doch da fielen ihr plötzlich keine logischen Argumente mehr ein. In der so entstanden Pause habe ich gesagt:
"Was soll denn daran logisch sein?!?
Wozu soll Ich Selbstgespräche führen?
Ich kann Mir nicht sagen, was Ich nicht weiß -
vorausgesetzt Ich bin nicht zwei!
Bestenfalls kann Ich Mir sagen, was Ich weiß -
aber was nützt Mir das, wenn Ich von Mir gesagt kriege was Ich weiß!?"
In dem Moment machte es in ihrem Kopf "klick", und sie begann so laut und außer sich zu schreien, daß die Menschenmassen im Erdgeschoß der Mensa, wo wir standen, schlagartig verstummten und zu uns her starrten:
"NATÜRLICH BIN ICH SCHIZOPHREN!!!
ICH WEIß DOCH, DAß ICH SCHIZOPHREN BIN!!!
ABER DAS SIND DOCH ALLE HIER!!!
DAS IST DOCH VöLLIG NORMAL!!"
Nachdem diese Worte verhallt waren sah Ich Mich um. Das Mensabetrieb hielt kurz den Atem an. Und Ich brach in Gelächter aus.
Ich glaube, ich meinte dann noch so etwas wie: "Gut - wenn Du das schon weißt. Dann brauchst Du es Dir ja also auch nicht mehr zu sagen...", dann bin ich weggegangen. Auf die Idee, daß die Selbstgespräche auch etwas mit Schizophrenie zu tun haben könnten, war ich bis zu dem Moment, als die Frau mir das Wort ins Gesicht gebrüllt hat, noch nicht gekommen. Bei mir zuhause habe ich dann ein Buch über Neurologie (Nervenheilkunde) gefunden. Da stand zu lesen:
"Die eigentliche Ursache der Schizophrenie ist immer noch ungeklärt ... Eine klare Definition ist schwierig. ... Eine positive Definition muß sich auf charakteristische Symptome der Krankheit stützen. Die wichtigsten sind: "Gedankenlautwerden", "Hören von Stimmen in Form von Rede und Gegenrede", "Hören von Stimmen, die das eigene Tun mit Bemerkungen begleiten". ... Es können illusionäre Verkennungen und Halluzinationen auftreten. Unter den letzteren sind mit Abstand am häufigsten die AKUSTISCHEN HALLUZINATIONEN in Gestalt von STIMMENHÖREN. Die Stimmen können ganz verschiedene Charakter haben. ... Da wir die Ursache der Schizophrenie bisher nicht kennen, ist auch eine kausale Behandlung nicht möglich ... Es gibt jedoch eine Reihe von Maßnahmen, die günstig auf den Krankheitsprozeß einwirken ... Beim Elektroschock (Heilkrampfbehandlung) wird durch elektrische Reizung des Gehirns ein epileptischer Krampfanfall erzeugt... Während der Narkose wird nun in diesem Falle keine Operation durchgeführt, sondern ein Strom durch den Körper geleitet, der der Heilung dient ... (Heilkrampf) ... Man kann seine Wirkung am Flattern der Augenlieder und am Zucken der Muskulatur beobachten ... Insgesamt führt man meist zwei Schocks pro Woche durch, bis zu einer Gesamtzahl von etwa zehn ... Der Insulinschock ist ein künstlich erzeugtes hypoglykämisches Koma. Durch die fein abgestufte Injektion von Insulin wird der Blutzuckerspiegel allmählich so lange erniedrigt, bis das hypoglykämische Koma auftritt ... Es kommt zunächst zur Bewußtseinseintrübung, dann zur Bewußtlosigkeit und schließlich zum Koma, bei dem keinerlei Reaktion auf äußere Reize mehr auftritt ... Insgesamt führt man etwa 40 solcher Behandlungen (Schocks) durch, die jeweils am Vormittag stattfinden und durch sog. Schontage unterbrochen werden ... Die Insulinbehandlung, die in abgemilderter Form auch bei Entziehu ngskuren angewandt wird, ist eine gefährliche Behandlungsmethode und setzt eine genaue und sachverständige überwachung durch geschulte Ärzte und Schwestern voraus."
Thieme's Blaue Reihe
"Neurologie und Psychiatrie für
Krankenpflegeberufe"
Die Frage ist nicht ob die Frau Recht gehabt hat, mit dem was sie geschrien hat. Die Frage ist nur wie viele es sind.
Ich weiß nicht, wie es Dir beim Lesen dieser Zeilen zumute wird - Mich hat das kalte Grausen gepackt. Mir drängt sich dabei der Vergleich zu dem auf, was Ich im selben Buch über die "Heilungsmethoden" des Mittelalters bei Epilepsie gelesen habe: "Wie weit der Aberglaube ging, kann man aus den "Heilmethoden" des Mittelalters ersehen: Man ließ die Epileptiker das Blut von Enthaupteten trinken und versuchte mit Glüheisen, die in den Schädel gedrückt wurden, den bösen Geist auszutreiben." (Wie weit der Wahnsinn ging, kann man aus den "Heilmethoden" des 20. Jahrhunderts ersehen: Man spritzte den Schizophrenen Insulin (jeweils am Vormittag), bis sie ins Koma fielen, und versuchte mit starken elektrischen Strömen, die durch das Gehirn geleitet wurden, die "kranke Seele" zu "heilen".)
Aus diesen Sätzen kann Ich nur den Schluß ziehen:
1. Daß die Menschen zur Zeit des Mittelalters wahnsinnig waren.
2. Daß sich daran bis heute nichts geändert hat - denn sonst würden die Gesunden die Wahnsinnigen heute daran hindern, das Gehirn hilfloser Menschen elektrisch zu verbrennen!!!
Für das Zustandekommen der "Stimmen" habe Ich eine ganz einfache Erklärung: WER SCHIZOPHREN IST HÖRT STIMMEN, WEIL ER SELBSTGESPRÄCHE FÜHRT!!!
Die meisten Menschen glauben, daß der Mensch aus einem Körper und einem Geist besteht. Damit ist eigentlich schon klar, was Schizophrenie bedeutet - denn wenn der Mensch aus einem Körper und einem Geist besteht, den er sich einbildet, dann ist er ja schon "gespalten" - zerfällt in zwei Wesen. Die Allgemeinheit glaubt, Schizophrenie bedeutet, daß der Geist (oder die Seele oder die Persönlichkeit) gespalten ist.
NICHT DER GEIST IST KRANK, SONDERN DIE, DIE GLAUBEN, DAß SIE EINEN HABEN!!! MEIN GEIST IST NICHT KRANK!!! ICH HABE GAR KEINEN!!!
DIE "ÄRZTE", DIE SAGEN, DAß DER GEIST ODER DIE SEELE DES "PATIENTEN" KRANK IST, SIND NICHT DIE GESUNDEN, SONDERN DIE GEFÄHRLICHEN IRREN!!!
Von Flugblatt Nr.3 ist keines übriggeblieben, und ich weiß leider den genauen Wortlaut nicht mehr. Es war auch kein richtiger Erfolg. Ich dachte nämlich, daß es gut wäre das Ganze nicht so direkt den Leuten an den Kopf zu knallen, sondern es mehr unterschwellig zu formulieren, und es als Dadaistische Kunst zu tarnen. Es entsprach sinngemäß Flugblatt Nr.2. Mit Flugblatt Nr.3 reiste ich zum Woodrock, das war (oder ist?) ein Festival, daß einmal im Jahr in Schopfheim stattfindet.
Auf dem Festival waren so um die 3000 Leute, und ich hatte nur 50 Flugblätter. Also hatte ich die Idee eine neue Verteilungsmethode auszuprobieren. Es war Samstagnachmittag, auf der Bühne lief das Kinderprogramm und ich ging in der Menge zu einem Mann hin, hielt ihm das Flugblatt unter die Nase und sagte:
"Lies es und gib es weiter."
Er sah mich ungläubig an und fragte: "Warum soll ich denn das lesen und weitergeben?"
Daraufhin sagte ich: "Das weiß ich auch nicht. Ein Typ hat mir das Flugblatt in die Hand gedrückt und hat gemeint "Lies es und gib's weiter". Also habe ich es gelesen und weitergegeben. Es steht auch nicht viel drauf."
Er sah mich immer noch ungläubig an, nahm aber dann das Flugblatt in die Hand und las es. Seinem Gesichtausdruck nach fand er es nichtssagend. Aber er wandte sich trotzdem an seinen Nachbarn, und bot ihm das Flugblatt an. Der sah ihn irritiert an und sagte:
"Warum soll ich denn das lesen?"
"Weiß ich auch nicht. Jemand hat mir das Flugblatt gegeben, und hat gemeint "Lies es und gib's weiter." Also hab ich es gelesen und weitergegeben. Das läuft hier so rum."
Worauf der andere das Flugblatt las und lachte. Er ging zum Nächsten hin und erzählte ihm die gleiche Geschichte.
So lief das Flugblatt eine Reihe Leute entlang. Manche wurden sehr nachdenklich, wieder andere meinten ärgerlich, was das denn solle, so etwa als würde draufstehen: "Das Patriarchat ist geil. Der Kapitalismus ist gut für die Menschheit." Einige fingen an zu lachen.
Es lief so etwa ein Dutzend Leute lang. Dann kam es bei einer Gruppe junger Punker an, die darüber lachten. Der Letzte in der Reihe hatte niemanden mehr der um ihn herum stand. Also ging er ein paar Meter weiter. Auf einer Sitzbank saß ein großer untersetzter Typ, der dem Kinderprogramm zusah. Der kleine Punker hielt ihm das Flugblatt hin und lachte. "Lies das Flugblatt und gib es weiter", sagte er. Der Typ nahm verwundert das Flugblatt entgegen.
Nachdem er es gelesen hatte, sprang er auf. In seinen Augen konnte man sehen, daß er jetzt plötzlich das Bedürfnis hatte jemanden zusammenzuschlagen. Am besten gleich den kleinen Punker, der immer noch vor ihm stand und grinste.
Als der Dicke auf ihn losging meinte der Punk schnell: "Ich habe damit nichts zu tun. Man hat es mir in die Hand gedrückt und gesagt: "Lies es und gib es weiter.""
Der Dicke fuchtelte mit geballten Fäusten, lief herum und brüllte: "WER HAT DAS GESCHRIEBEN? WO KOMMT DAS HER?". Da zeigte der kleine Punker auf den, von dem er es hatte. Der zeigte auf den, von dem er es hatte. Und so weiter. So ging das die ganze Reihe lang. Und zum Schluß zeigte jemand auf mich. Eigentlich wollte ich mich der Situation stellen. Aber ich war unsicher wie die Menge reagieren würde. Deshalb sagte ich:
"Also ich weiß auch nicht wo der Typ jetzt ist, der mir das Flugblatt in die Hand gedrückt hat. Er ist wohl weggegangen. Ich sehe ihn nicht mehr."
Damit gaben sie sich zufrieden.
Warum redet ein
Schizophrener
mit sich selbst?
Er will wissen, was er sagt.
Und warum weiß er nicht
was er sagt?
Er weiß nicht was er sagt,
weil er sich sagen will,
was er nicht weiß.
Wie soll er da wissen was
er sagt?
Wenn er wissen würde was
er sagt müsste es ihm doch
bekannt vorkommen...
Die Erde ist ein Irrenhaus.
Wer rettet die Welt vor dem Wahn der
Menschen?
Das DADA-Büro Berlin.
Wir kümmern uns um die Patienten!
Es ist schizophren zu versuchen sich selbst etwas zu sagen.
Schizophrenie ist eine fixe Idee.
Hier nun Flugblatt Nr.5.
Das ICH, das Dir sagt, was Du denkst,
ist Deine Illusion.
Wenn Du anfängst, sie ernst zu nehmen,
entwickelst Du eine fixe Idee.
Leider schon passiert.
Einer der ersten, dem Ich es gebe, grinst und meint:
Das ist eine banale Erkenntnis. Aber man kann nicht widersprechen.
Da ist noch ein anderer Typ an diesem Abend, dem ich es gebe. Ich sehe in seinen Augen, daß er ein Wirrkopf ist. Er denkt lange nach, dann sagt er:
Das Ich kann Mir nicht sagen, was Ich denke.
Aber das Selbst schon.
Das Selbst, das Du Dir vorstellst, das Bild von Dir, das mit Dir spricht, ist natürlich eine Illusion, und braucht mit der Realität nichts zu tun zu haben. Außerdem glaube ich nicht, daß ich mir etwas zu sagen habe. Schon gar nicht mein"Selbst", auch nicht was ich denke, aber davon später...
Ich hoffe jedenfalls, Du kannst nicht widersprechen. Jedenfalls nicht, nachdem Du das Buch gelesen hast. Und solltest Du das Buch jetzt wegwerfen - hier ist noch ein Attentat auf Deinen Geist:
Hör nicht auf die Stimme in Deinem Kopf! Egal wie sie klingt, egal was sie sagt, egal, wer sie behauptet zu sein. Schon gar nicht, wenn es mehrere Stimmen sind...
Alles was Ich Mir sagen kann hat keinen Sinn.
Ich kann in Meinem Kopf Selbstgespräche führen -
aber Ich nehme sie nicht mehr ernst, seit Ich fünf bin.
Ich bin blond.
Was Ich nicht weiß, das weiß Ich auch nicht.
Jetzt kommt das vorerst letzte Flugblatt:
Sie sprechen zu sich als ob Sie jemand anderes wären.
Jemand der schlauer ist als Sie.
Das ist Ihre Bewußtseinsspaltung.
Der Mechanismus der Schizophrenie.
Warum redet ein Schizophrener mit sich selbst?
Er will wissen was er sagt.
Er will sich etwas sagen was er noch nicht weiß.
Nämlich was er sagt.
Reclaim your Brain!
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